Xenias Katzen-ABC: “I wie Impfung”

von | 19.01.21

Was ist eine Impfung?

Die Verabreichung von abgeschwächten (Lebendimpfstoff) oder abgetöteten Erregern (Totimpfstoff), gegen die das körpereigene Immunsystem spezifische Antikörper und Gedächtniszellen produziert, nennt man Impfung.

Damit wird das Immunsystem eines Organismus für einen künftigen Kontakt mit dem Erreger vorbereitet und kann schnell entsprechend reagieren.

Bis eine belastbare Immunität erreicht wird, können im Rahmen der sogenannten Grundimmunisierung mehrere Impfungen nötig sein, weshalb besonders Kitten mehrmals geimpft werden. Die Dauer des Schutzes ist abhängig vom Typ des Erregers, übersteigt aber sehr wahrscheinlich die von Herstellern angegebene Dauer deutlich, weshalb man als Halter die jährlichen Impfungen durchaus kritisch hinterfragen darf.

Leider bietet eine Impfung keinen 100%-igen Schutz, kann aber die Symptome und den Verlauf einer Krankheit entscheidend abmildern.

Vorbedingung ist eine gründliche Allgemeinuntersuchung durch den Tierarzt, da nur gesunde Tiere geimpft werden dürfen!

Frag’ bitte deinen Tierarzt nach adjuvatien-freiem Impfstoff, z.B. „Purevax“ von Merial (Booster-Impfung erst nach drei Jahren) oder von Virbac (leider wird hier die Boosterimpfung schon nach einem Jahr empfohlen).

Wie beim Menschen gibt es auch für die Impfungen unserer Tiere Leitlinien, die jährlich von der Ständigen Impfkommision Vet. überprüft und ggfls. aktualisiert werden. Hierbei handelt es sich um Empfehlungen, an denen sich Tierärzte in Deutschland orientieren.

Dabei unterscheidet man zwischen:

Core- und Non-Core-Impfungen:

Die Core-Impfung ist eine Impfung gegen eine Krankheit, die für alle Katzen (auch für Wohnungskatzen) anzuraten ist, da diese Krankheit entweder für die Tiere sehr gefährlich ist oder weil es sich dabei um eine Zoonose handelt, d.h. eine Krankheit, die auf den Menschen übertragbar ist.

Eine Non-Core-Impfung ist darüber hinaus eine Impfung, die nicht für jede Katze wichtig ist. Deshalb sollen die Lebensumstände des Tiers genau betrachtet werden, um individuell zu entscheiden, ob eine Impfung nötig und sinnvoll ist.

Der Tierarzt sollte im Rahmen seiner Sorgfaltspflicht nur die nötigen Impfungen geben und darüber hinaus überflüssige Impfungen vermeiden und den Tierhalter über Optionen aufklären.

Welche Impfungen?

Core-Impfungen:

1. Das feline Herpesvirus-1 (FHV-1, Rhinotracheitisvirus der Katze) ist einer der beiden Haupterreger des sogenannten Katzenschnupfenkomplexes. Die Übertragung erfolgt direkt über Körperflüssigkeiten (Augen-, Nasenausfluss und Speichel). Bei >80% der infizierten Katzen entwickelt sich eine lebenslange latente Infektion, die bei gestörtem Immunsystem oder Stress jederzeit wieder ausbrechen kann.

Typische Symptome

  • Bindehautentzündung
  • Nasen- und Augenausfluss
  • Fieber
  • Geschwüre an der Zunge
  • Gewebszerfall an den Nasenmuscheln

Die Impfung schützt nicht vor der Infektion, kann aber klinische Symptome verhindern bzw. mindern.

Die Impfung erfolgt in der Regel in Kombination mit der FCV-Impfung (s. nächster Punkt).

2. Das feline Calicivirus (FCV) ist der zweite Haupterreger des Katzenschnupfens. Auch hier erfolgt die Ausscheidung über Augen-, Nasenausfluss und Speichel, mitunter auch über Kot und Urin. Es gibt verschiedene Unterarten des Virus.

Typische Symptome ähneln der FHV-1-Infektion:

  • Bindehautentzündung
  • Augen- und Nasenausfluss, Niesen
  • Fieber
  • großflächige und schmerzhafte Läsionen oder Geschwüre (Gewebsveränderungen) an Maulschleimhaut, Zunge und um die Nasenöffnungen herum; vorübergehende Lahmheiten bei Katzenwelpen zwischen der 6. und 12. Lebenswoche

Auch hier schützt die Impfung nicht vor der Infektion, kann aber klinische Symptome ganz verhindern oder wenigstens abschwächen.

Die Impfung erfolgt in der Regel in Kombination mit der FHV-1-Impfung.

3. Die feline Panleukopenie wird durch das Parvovirus (FPV) verursacht. Die Krankheit ist u.a. auch bekannt als „Katzenseuche“, feline Parvovirose oder Katzenstaupe. Es handelt sich um eine hochansteckende Krankheit, die durch den Abfall der weißen Blutzellen und eine Darmentzündung mit Zerstörung der Darmschleimhaut gekennzeichnet ist.

Das Virus wird mit dem Kot und allen Körpersekreten ausgeschieden. Die Ansteckung erfolgt meist oral, auch indirekt über Kontakt zu kontaminierten Gegenständen (Das Virus kann in der Außenwelt über lange Zeit überleben und ist sehr resistent gegen zahlreiche Desinfektionsmittel).

Symptome

  • Apathie
  • Appetitlosigkeit
  • blutiges Erbrechen
  • wässriger Durchfall

Häufig wird der Impfstoff als Kombi-Impfstoff mit den ersten beiden hergestellt und findet sich im Impfpass als “RCP” wieder: “Rhinotracheitis”, “Calici-Virus” und “Parvovirus”.

Non-Core-Impfungen

4. Die Tollwut, eine tödliche, neurotrope Krankheit die alle Säugetiere befallen kann, wird durch das Lyssavirus hervorgerufen. Deutschland gilt offiziell als tollwutfrei. In Norddeutschland gibt es jedoch hin und wieder mit Tollwut befallenen Fledermäuse (ein anderer Untertyp des Tollwutvirus). Eine Übertragung der Fledermaustollwut auf Katzen und Hunde konnte bisher nicht nachgewiesen werden, trotzdem sollten Freigängerkatzen gegen Tollwut geimpft werden.

  •  Auffrischung nach Herstellerangabe (1-4 Jahre) -> hier kann man den Tierarzt bitten, einen länger haltbaren Impfstoff zu verwenden und das Haltbarkeitsdatum nach Packungsbeilage im Impfpass zu vermerken. 
  • Nicht empfohlen bei reinen Wohnungskatzen, die nicht reisen. 

5. Die feline Leukämievirus-Infektion wird durch das feline Leukämievirus (FeLV) hervorgerufen. Es handelt sich um eine weit verbreitete Krankheit, die eine häufige Todesursache bei Katzen darstellt und bis jetzt nicht heilbar ist. Die Infektion kommt vor allem bei freundlichen und kontaktfreudigen Katzen vor; die Infektion erfolgt insbesondere durch oronasalen Kontakt (Beschnuppern, Belecken, Kratz- und Bisswunden) mit infizierten Katzen, die das Virus über den Speichel ausscheiden. Das Virus ist in der Außenwelt nur wenige Minuten überlebensfähig.

Die Symptome können sehr vielfältig sein. Eine FeLV-Infektion kann lange Zeit ohne jegliche Symptome verlaufen. Deshalb sollte bei jeder Katze der FeLV-Status bekannt sein und bei Neuanschaffung weiterer Tiere diese unbedingt vorher getestet werden.

  •  Nur bei Freigängern; nur nach negativem FeLV-Antigen Test, also nicht bei FeLV-positiven Katzen

6. Die feline infektiöse Peritonitis (FIP) ist eine virale Infektionskrankheit, die, wenn sie ausbricht, sehr oft zum Tod führt. Eine Behandlung ist jetzt möglich mit einem offiziell noch nicht zugelassenen Medikament.

Der Erreger ist das feline Coronavirus (FCoV). Dieses wird von infizierten Katzen vor allem mit dem Kot ausgeschieden und dann oronasal aufgenommen. Die Infektion an sich ist weit verbreitet (bis zu 90% aller Katzen sind Träger des Virus). Coronaviren können bei Katzen harmlose Darminfektionen auslösen.

Erst durch die Mutation des Virus kommt es zu den Symptomen der FIP. Besonders junge und immunschwache Katzen sind gefährdet. Mehr als die Hälfte aller Katzen mit FIP sind unter 12 Monaten, 70% unter 4 Jahren alt.

Zur Prophylaxe im Mehrkatzenhaushalt sollten mehrere Katzentoiletten zur Verfügung stehen, welche mehrmals täglich gereinigt werden und in Räumen stehen, die leicht gesäubert und desinfiziert werden können.

Fressnäpfe sollten nicht im gleichen Raum wie die Katzentoiletten stehen. Je höher eine eventuelle Virusbelastung ist, desto höher ist auch das Risiko einer Mutation. Die Symptome sind vielfältig und ein Nachweis kann am lebenden Patienten sehr schwierig sein.

Es existiert ein oronasaler Impfstoff, jedoch ist von einer Impfung abzuraten, da die Effektivität fraglich ist. In jedem Fall sollte ein Antikörpertest vor der Impfung durchgeführt werden, da die Impfung nutzlos ist, wenn bereits Antikörper gebildet wurden. Die Impfung wird von der Ständigen Impfkommision nur für FCoV-Antikörper-negative Katzen empfohlen oder wenn der FCoV-Titer kleiner als 100 ist.

7. Chlamydophila felis ist ein Bakterium, das zu den Erregern des Katzenschnupfens gehört. Es verursacht bei Katzen hauptsächlich Bindehautentzündungen. Es handelt sich hierbei um eine Zoonose, d.h. der Erreger kann auch auf Menschen übertragen werden.

Eine Impfung sollte nur in Problembeständen (z.B. Tierheim, Züchter) durchgeführt werden. Sie schützt nicht vor einer Infektion sondern kann nur die Symptome mindern.

8. Auch Bordetella bronchiseptica führt zu einer Entzündung des Atmungstrakts und zählt ebenfalls zu einem bakteriellen Erreger des Katzenschnupfens.

Auch hier sollte eine Impfung nur im Einzelfall erwogen werden, z.B. in Zuchtbetrieben oder Tierheimen; die Wirksamkeit der intranasalen Impfung ist fraglich; desweiteren scheiden geimpfte Tiere den Erreger aus (bis zu 12 Monate lang). Eine Impfung von Katzen, die mit immunschwachen Menschen (Säugline, Kranke und ältere Menschen) zusammenleben, sollte daher nicht durchgeführt werden.

9. Dermatophytose, Mikrosporie: Die Mikrosporie ist eine auf den Menschen übertragbare Hautkrankheit, die durch Hautpilze der Gattung Microsporum verursacht wird.

Ein Impfstoff ist erhältlich, da jedoch Kontrollstudien bislang fehlen, ist eine Impfung nur in Problembeständen und therapiebegleitend bei vorliegender Erkrankung sinnvoll.

Gar keine Impfung sollte vorgenommen werden bei Katzen, die:

  • FIV-positiv getestet sind;
  • bereits an einem Fibrosarkom erkrankten;
  • an einer Autoimmunkrankheit leiden.

Nebenwirkungen
Mögliche Komplikationen bei Impfungen bzw. generell jeglicher Art von Medikamentengabe, egal ob Mensch oder Tier können immer auftreten.

Lokale Reaktionen
Zunächst einmal kann es durch Injektionen zu Schwellungen und Schmerzen an der Injektionsstelle kommen. Darüber hinaus neigen Katzen zu Entzündungsreaktionen in der Unterhaut und in sehr seltenen Fällen zur Bildung von bösartigen Bindegewebswucherungen („Fibrosarkom“, nur bei 1 von 10.000 Katzen).

Früher ging man davon aus, dass die Tumore durch Impfungen ausgelöst wurden, deshalb hört man auch heute noch oft den Begriff „impfassoziiertes Fibrosarkom“. Mittlerweile steht aber fest, dass jegliche subkutane Injektion zu diesem Problem führen kann. Warum Katzen dazu neigen, wird immer noch erforscht. Auffällig ist ein Zusammenhang zwischen Übergewicht und Injektionen zum derzeitigen Wissensstand.

Fest steht, dass vermieden werden sollte, in kurzen Abständen wiederholt in das gleiche Hautareal zu spritzen, da eine eventuelle Entzündung dadurch noch verstärkt werden würde.

Des weiteren sollte ein Areal gewählt werden, welches anatomisch günstig ist, falls eine chirurgische Behandlung nötig werden sollte.

Dazu empfiehlt Herr Dr. Streicher das Führen eines Impfbuchs für jede Katze. Das Impfbuch kannst du dir hier kostenlos herunter laden.

Auch die aktuellen Leitlinien für die Impfung von Katzen kannst du dir hier herunterladen auf der Seite der StiKo Vet bei “Kleintieren”: KLICK

Eine Injektion in die Nackenfalte sollte nicht mehr geduldet werden. Dieser Bereich bietet durch die Schulterblätter wenig Möglichkeiten, einen eventuell auftretenden Tumor großflächig zu entfernen.

Die Injektionsstelle solltest du als Halter nach der Impfung und auch sonst nach Injektionen oder Infusionen regelmäßig kontrollieren und bei einer Veränderung unverzüglich den Tierarzt aufsuchen. Fibrosarkome wachsen schnell und du solltest keine Zeit verlieren!

Allergie
Durch die Herstellung der Impfstoffe (Erregeranzucht in z.B. Hühnereiern, Hamsterembryonen) kann es durch den Kontakt mit dem fremden Protein zu einer allergischen Reaktion kommen.

Hilfsstoffe
Zusätzlich zu den abgeschwächten/abgetöteten Erregern sind in Impfstoffen weitere Hilfsstoffe enthalten. So findet man zum Beispiel bei Totimpfstoffen sogenannte “Adjuvantien”, die überhaupt erst eine Reaktion des Immunsystems auslösen. Hierbei handelt es sich um Aluminiumverbindungen oder auch ölhaltige Stoffe.

Es können herstellungsbedingt Spuren von Antibiotika enthalten sein.

Als Konservierungsstoff wird teilweise Thiomersal (eine Quecksilberverbindung) oder Formalin zugesetzt.

All diese Stoffe sind in sehr geringem Ausmaß vorhanden. Dennoch können sie in seltenen Fällen zu unerwünschten Reaktionen führen.

Bitte deinen Tierarzt, adjuvantienfreie Impfstoffe zu verwenden, wenn verfügbar.

Literaturempfehlung: „Katzen können sicherer leben“, Dr. Michael Streicher, antheon Verlag, 11,95€

Dieser Ratgeber wurde nach besten Wissen erstellt. Bei Fragen wende dich gern an mich oder selbstverständlich an deinen Tierarzt.

Quellen:

Hartmann, K., Hein, J. (2008) Infektionskrankheiten der Katze.  schlütersche. Hannover.

Leitlinie zur Impfung von Kleintieren: https://www.openagrar.de/servlets/MCRFileNodeServlet/openagrar_derivate_00020078/Impfleitlinie-Kleintiere_2019-02-01.pdf

Streicher, M. (2014) Katzen können sicherer leben. antheon Verlag. Oberursel.

Hallo und Brrriiit!

Mein Name ist Xenia. Bei mir dreht sich alles um Katzengesundheit und Katzenverhalten.
Ich bin ausgebildete Tierheilpraktikerin und Katzenverhaltensberaterin.

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